Farbreinheit vom Foto bis zum Druck

Reinhard Zerfaß

Jeder kennt das oder hat folgendes Beispiel irgendwann schon erlebt: Ein besonders lohnenswertes Motiv entsteht plötzlich vor den Augen, und der Griff zur Kamera geschieht automatisch – klack, klack, und das Bild ist im Kasten. In diesem inszenierten Beispiel ist es ein besonders schöner Vogel, der mit seinem gelb-weißen Federkleid bei untergehender Sonne direkt vor mir auf einem Zweig sitzt.

Als ich das Foto dann auf den Rechner lade, bin ich enttäuscht. Das Bildmotiv entspricht nicht meinen Erinnerungen. Das Gelb ist nicht so schön klar und leuchtend, das Grün der Blätter ist fast braun und die ganze Bildwirkung ist zu dunkel – was nun? Mal abgesehen von der Belichtung, die ich ganz leicht korrigieren kann, wie waren die Farben? Das Gelb – heller, leuchtender, aber wie? Ich drehe und schraube an den Reglern in meiner Bildbearbeitungssoftware, bis es passt, und dann ab ins Internet und ein Poster bestellt!

Nach wenigen Tagen die totale Ernüchterung – das Bild, das mir der Postmann aushändigt, ist einfach nur grausig anzusehen. Was habe ich falsch gemacht? Warum stimmen jetzt alle Farben nicht mehr?

Das Problem der Farbdarstellung ist komplex und vielschichtig. Farbenlehre – ja, da war doch was, da gibt es doch die Lichtfarben, drei an der Zahl, Rot, Grün und Blau, aus denen sich alle Farben mischen lassen, und dann noch die Erdfarben, vier Stück Hellblau, Magenta, Gelb und Schwarz. Alles was ich sehe, sind Lichtfarben, auch am Monitor (RGB-Farbraum). Wenn ich mein Bild aber drucke, kommt echte Farbe ins Spiel – die Erdfarben. Ich wechsele also das Farbsystem. Dafür brauche ich einen Interpreter, der meine Lichtfarben möglichst echt in Erdfarben wandelt. Aber gibt es da keine bessere Lösung – ein Farbprofil vielleicht, das von der Kamera bis zum Druck meine Farben begleitet? Ja, das gibt es, sogenannte ICC-Profile (ICC heißt abgekürzt International Color Consortium). Wenn ich das in meiner Kamera einstelle und in der Bildbearbeitung und Weitergabe zum Ausbelichter nutze, kann ich schon viele Fehler vermeiden. Aber reicht das aus? Was bedeutet es in der Praxis, Farbe authentisch zu transportieren?

Farbe erleben wir Menschen täglich, aber jeder interpretiert sie anders. Was steckt dahinter?

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