Harald Küppers, küpperscolor

Color People Interview

Harald Küppers

Harald Küppers

Durch seine Farbenlehre ist Harald Liebedank Küppers international bekannt geworden. Der von ihm entwickelte Farbenraum des Rhomboeders ist eine mathematische und geometrische Erklärung der Gesetzmäßigkeit des Sehens. Küppers hat zahlreiche Modelle und Demonstrationsmittel der Farbenlehre entwickelt, unter anderem einen Satz von auf einander abgestimmten deckenden Malfarben (Schmincke-Gouache), die im Schulunterricht angewendet werden, um die Gesetzmäßigkeiten der Farbmischung zu demonstrieren.

Küppers ist kein trockener Theoretiker, sondern kommt aus der Praxis. Als Inhaber einer Reprofirma war er täglich mit farbbezogenen Fragestellungen konfrontiert. Seine Veröffentlichungen sind auch für den Laien verständlich und absolut lesenswert – in unnachahmlicher Prägnanz beschreibt Küppers das Wesen seiner Farbenlehre, und er spart hierbei keinesfalls mit Kritik an anderen Ansätzen oder an seinen Kritikern.

Küppers wohnt in Langen bei Frankfurt. Der Besuch bei ihm zeigte: hier hat sich jemand voll und ganz dem Thema Farbe verschrieben. Küppers ist auch als Künstler aktiv, und er ist im Besitz vieler Farb-Schätze, unter anderem nennt er ein Original der Goetheschen Farbenlehre sein eigen.

Fragen an Harald Küppers

Herr Küppers, welches ist Ihre Lieblingsfarbe und warum?

Meine Lieblingsfarben sind ein sattes Maigrün und ein leuchtendes Orange, gerne auch in Kombination miteinander. Diesen Präferenzfarben stehen bei mir als Ablehnungsfarben neutrales Grau und Schwarz gegenüber. Schwarz als Kleidungsfarbe hat im Dienstleistungssektor natürlich seine wichtige Berechtigung. Die schwarze Kleidung von Kellnern und Orchestermusikern signalisiert, dass diese Personen hinter ihre Aufgaben zurücktreten. Dass allerdings junge, dynamische Leute sich von oben bis unten schwarz kleiden, ist für mich eine erstaunliche Tatsache.

Wie kamen Sie zum Thema Farbe?

Ich habe den Beruf des Chemigraphen gelernt. Chemigraphie ist die Druckvorlagenherstellung für den Buchdruck. Nach meiner Lehre habe ich mich zum Farbätzer weitergebildet. Ein Farbätzer stellte die Klischees für den Mehrfarbendruck her. Der Wunsch, die Zusammenhänge zu verstehen, wie aus den drei bunten Ausgangsfarben Gelb, Magentarot und Cyanblau durch Zusammendruck die Vielfalt aller Farben entstehen kann, konfrontierte mich mit der Farbentheorie.

Kunst im Hause Küppers

Später absolvierte ich ein Ingenieursstudium der Drucktechniken. Als Thema für meine Diplomarbeit wählte ich eine vergleichende Untersuchung vorhandener Farbenordnungssysteme, wie der Farbenkugel von Runge, dem Doppelkegel von Oswald, dem Farbenwürfel von Hickthier oder dem System DIN 6164. Dabei kam ich zu der Erkenntnis, dass all diese Systeme unvollkommene Lösungsversuche sind, Branchentheorien, die auf der Basis von beruflichen Erfahrungen beruhen. Ich erkannte, dass diese Systeme Teile der Wahrheit repräsentierten, aber nicht die ganze Wahrheit sind. Ich kam zu der Einsicht, dass eine übergeordnete Farbentheorie fehlt, eine Theorie, die alle Formen der Farbentstehenung, der Farbmischung und der Farbempfindung erklärt.

Da ich es mir als erfolgeicher Unternehmer sowohl zeitlich als auch finanziell leisten konnte, habe ich systematisch alles über Farbe gelernt, was man lernen kann. Ich habe die Bereiche Physiologie, Physik, Farbmetrik, Farbmischung, Chemie, Psychologie und Ästhetik systematisch durchgearbeitet. Ich kam zu der überraschenden Überzeugung, dass es noch sicherlich niemals einen Menschen gegeben hat, der so viel über Farbe wußte wie ich und dass es deshalb meine Lebensaufgabe sei, eine neue, eine übergeordnete Farbenlehre zu begründen.

Die Frage, die Sie mir gestellt haben, wie ich zu dem Thema Farbe gekommen bin, ist mir schon sehr, sehr viele Male gestellt worden. Deshalb habe ich die Arbeit auf mich genommen, eine Autobiographie zu schreiben (Ich bekenne Farbe, DuMont 2011). Darin erzähle ich detailliert, wie die neue Farbenlehre entstanden ist.

Wie unterscheidet sich denn das von Ihnen erfundene und entwickelte Rhomboeder-System von anderen Ordnungssystemen der Farbenvielfalt?

Kunst im Hause Küppers

Andere Ordnungssysteme haben andere Bezüge. Die Systeme von Runge, Oswald und Munsell beziehen sich auf das Verhalten von Malfarben. Das System DIN 6164 bezieht sich auf die Zusammensetzung des Farbreizes, auf dessen Analyse. Mein Rhomboeder-System bezieht sich dagegen auf das Funktionsprinzip des Sehorgans. Im Rhomboeder werden die drei Empfindungskräfte des Sehorgans Orangerot, Grün und Violettblau (RGB) zu den drei Vektoren, durch die sich nach dem Gesetz vom Parallelogramm der Kräfte der Farbenraum aufbaut. Dieses Fundktionsprinzip des Sehorgans ist nach meiner Überzeugung das Grundgesetz der Farbenlehre.

Was halten Sie von der Farbenlehre an Schulen? Wie könnte man sie verbessern?

Ich halte es für besonders wichtig, dass Farbenlehre an den Allgemeinbildenden Schulen gelehrt wird. Aber das ist ja heute bereits der Fall. In verschiedenen Bundesländern steht die Küppers-Farbenlehre bereits in den Curricula. Man kann nur hoffen, dass in absehbarer Zeit an den Schulen nichts Falsches mehr gelehrt wird (Itten). Denn umso schwerer ist es für die Betreffenden später, das Falschgelernte durch Richtiges zu ersetzen.

Wie setzt man Ihre Farbenlehre am Computer um? Wo finde ich RGB-, Lab- oder CMYK-Farbwerte?

Dies ist eine Frage, die mich nicht betrifft. Ich habe eine Basistheorie begründet, auf der jede Branche aufbauen kann.

Wie ist denn die Akzeptanz Ihrer neuen Farbenlehre in der Öffentlichkeit?

Die Akzeptanz ist riesengroß. Und zwar international. Die Gesamtauflage meiner Bücher allein in deutscher Sprache liegt inzwischen bei weit über 200 000 Exemplaren. Einige Bücher wurden in die Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Japanisch und Koreanisch übersetzt. Meine fünfsprachige Homepage www.kuepperscolor.de, die dem Benutzer kostenlos zur Verfügung steht, wird monatlich über 100.000 mal aufgerufen. Meine neue Farbenlehre wurde in die Rahmenrichtlinien für den Unterricht in Allgemeinbildenden Schulen verschiedener Bundesländer aufgenommen

Der Rhomboeder-Farbraum nach Harald Küppers

Und was ist mit den alten, weit verbreiteten Farbenlehren von Goethe und Itten?

Das ist eine interessante Frage. Ich nehme als Beispiel die Erkenntnis, dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel ist. Es hat Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte gedauert, bis diese Erkenntnis (auch von der Kirche) allgemein anerkannt worden ist. Das Problem bei der Farbenlehre besteht in Folgendem: Die Professoren an den pädagogischen Hochschulen lehren das, was ihnen selber beigebracht worden ist. Sie sind nicht verpflichtet, sich weiterzubilden. Dazu haben sie oft auch keine Zeit, weil sie Bücher schreiben, Vorträge halten und Gutachten verfassen. Also lehren sie das, was sie selber gelernt haben. Die Durchsetzung neuer Erkenntnisse ist auf die Initiative von Einzelpersonen angewiesen, die es nicht mehr verantworten wollen, beweisbar falschen Lerninhalt an die Lernenden weiterzuvermitteln. Das kann zu absurden Situationen führen, die heute tatsächlich so vorkommen: In Prüfungen müssen Probanden eine Antwort geben, von der sie wissen, dass sie falsch ist, um eine gute Note zu bekommen. Denn die neuen Erkenntnisse der Farbenlehre haben sich zu den Mitgliedern der Prüfungskommission noch nicht herumgesprochen. Es gibt heute noch Lehrende, Autoren und Künstler, die sich auf Goethe oder auf Itten berufen. Vielleicht muss man einfach nur abwarten, bis diese Ewiggestrigen ausgestorben sind.

Vielen Dank für dieses Interview, Herr Küppers.


Die Fragen stellte Holger Everding.

Weitere Informationen

…finden Sie unter http://www.kuepperscolor.de.